Beitragsanpassung in der Kfz-Versicherung löst Wut aus
Beitragsanpassung in der Kfz-Versicherung löst Wut aus. Irgendwie ist das sicher verständlich, aber es stellt sich die Frage, ob es auch berechtigt ist. Die Tatsache einer Erhöhung allein ist ja noch keine Erklärung. Wir müssen uns aber die Frage stellen, was es mit den mitunter beträchtlichen Erhöhungen der Versicherungsbeiträge auf sich hat.
Hohe Beiträge und dennoch defizitär
Im Jahr 1976 kostete der legendäre VW-Käfer, 34 PS, in Serienausstattung genau 7.400 DM. Heutige Autos haben mit diesem Fahrzeug von damals kaum mehr etwas zu tun. Unsere heutigen Autos sind hoch entwickelte, fahrende Computer, digital „connected“, von allen möglichen Systemen assistiert. Stoßstangen gibt es quasi nicht mehr, dafür elektronische „Navigierleisten“ mit Sensorik und Rückfahr-Kamera. Außenspiegel wurden früher von Hand justiert, heute geht alles elektronisch. Eine Wartung war früher Handarbeit, heute ist sie eine Computeranwendung. „Zitronengelb“ war seinerzeit eine Sonderfarbe, heute ist alles nur noch „Metallic“. Der durchschnittliche Preis für ein PKW hat sich um das 10- bis 15-fache erhöht. Die Höhe für eine Kfz-Versicherung ebenfalls – und dennoch reicht der Versicherungsbeitrag Beitrag nicht zur Deckung der Kosten, die ein Kfz-Versicherer hat. Wie kann das sein?
Die Komplexität von Schäden
Die Kosten für eine Autoreparatur sind durch die Komplexität der Schäden durch die konstruktive Entwicklung der Fahrzeuge wesentlich höher gestiegen als die allgemeine Preisentwicklung. In der Konsequenz sind Reparaturen an Fahrzeugen wesentlich teurer, als es die allgemeine Preissteigerung abbildet. Die Kosten für das Ersetzen einer Stoßstange waren vor 20 Jahren ein wesentlich geringerer Anteil in Verhältnis zum Anschaffungspreis des Fahrzeugs als heute. Hinzu kommen überproportionale Preissteigerungen bei Energiekosten und Sozialabgaben bei Gehältern. Die Konsequenz ist bitter: es ist kein „Geschäft“ mehr, ein Auto zu versichern.
Das Defizit beträgt 2 Milliarden Euro
Die Folge der beschriebenen Entwicklung ist ein Defizit von über 2 Milliarden Euro zu Lasten der deutschen Kfz-Versicherer. Wir als Kunden können aber nicht erwarten, dass Versicherer durch ihr Geschäft Unterdeckung produzieren. Tatsächlich ist das Versichern von Autos ein Zuschuss-Geschäft geworden. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder moderate Beitragsanhebungen, aber die Gesamtbilanz wies immer noch rote Zahlen aus. Hinzu kommt, dass sich die Kfz-Versicherer immer wieder harte Konkurrenzkämpfe lieferten in der Hoffnung, sich durch „Masse“ aus dem Defizit zu bewegen. Das gelang jedoch nicht. So kommt es nun zu realistischen Deckungsbeiträgen, die eine Erhöhung der Prämien von 30 bis 40 Prozent ausmachen können. Zugegeben, das ist heftig, aber leider durch Fakten begründet.
Ein Missverständnis
Immer wieder ist die Frage zu hören: „Warum zahle ich soviel mehr, ich hatte doch gar keinen Unfall?“ Irrtum: wer einen Unfall hatte wird natürlich im Beitrag hochgestuft, was noch schmerzvoller ist. Aber die notwendige Beitragsanpassung macht deutlich, dass Kfz-Prämien keine Zahlungen in einen „Spar-Vertrag“ sind, sondern Beiträge zu einer Risiko-Versicherung, die nach dem Solidarprinzip aufgebaut ist. Blieben die Kosten nur bei denen, die Kosten verursachen, müsste sich jeder nach einem Autounfall von seinem Gefährt trennen, da die Versicherungs-Prämie dann nicht mehr zu bezahlen wäre. Geht ja auch nicht! Akzeptieren wir stattdessen besser die Fakten, auch wenn´s schmerzt.
.