Die Ängste der Deutschen
Die Ängste der Deutschen – eine repräsentative Umfrage der R+V Versicherung im Jahr 2024. Die R+V Versicherung führt jedes Jahr eine Befragung repräsentativer bundesdeutscher Bürger durch. Zunächst die gute Nachricht: im Verhältnis zu den Ergebnissen des Jahres 2023 scheint der sogenannte „Angstindex“ (also ein Grad der Intensität des Angstgefühls) in 2024 geringer, wenn auch nur minimal.
Von Innen nach Außen
Die Perspektive der Deutschen in die Zukunft richtet sich von Innen nach Außen. Man beginnt direkt bei sich selbst und weitet dann den Blick auf äußere und vor allem gesellschaftliche Themen. Die größte Furcht der Deutschen ist die vor immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten. Die Inflationsrate ist zwar wieder an der unteren Grenze des Normalbereichs, bei genau 1,6%, und die Heizkosten sind um 7,6% gesunken, dennoch bewegt sich das zuvor erreichte Kostenniveau in großer Höhe. Viele Bundesbürger haben große Mühe, ihre Lebenshaltungskosten auskömmlich zu bestreiten. Hinzu kommt die Angst vor immer knapper werdendem Wohnraum und ständig steigenden Mieten. Wer soll das alles noch bezahlen, wenn dazu auch noch die Abgaben für den Bereich Gesundheit steigen?
Erst nach der Angst vor der immer schwieriger werdenden Finanzierung des eigenen Lebensalltags formieren sich die Ängste vor Veränderungen im Außenbereich.
Die Veränderungen um uns herum
Groß ist die Angst vor ständig steigenden Flüchtlingszahlen, vor einem dadurch hilflosen Staat und überforderten Behörden. Die Grundbedingungen für Integration von Menschen aus fremden Kulturen werden immer schlechter. Es gibt kaum mehr Kita- und Schulplätze, Wohnraum wird knapp und die Kosten für die materielle Sicherung Schutz suchender Menschen steigen exorbitant. Dadurch verändert sich die Solidarität und Bereitschaft zur Toleranz gegenüber Fremden in der Gesellschaft. Ein Gefühl latenter Unsicherheit entsteht.
Als Folge des Kostendrucks fürchten viele Bürger um die finanzielle Stabilität unseres Staates. Auch wenn die Schuldenbremse der Neuverschuldung enge Grenzen setzt, macht unser Staat immer noch Schulden im erlaubten Rahmen, was natürlich auch wieder eine Zunahme von Zins und Tilgung bedeutet. Der Handlungsrahmen für dringend notwendige Investitionen steht voll im Widerspruch zur Größe der Notwendigkeit. Kommt es am Ende sogar zu weiteren Steuererhöhungen? Für den stark in die Krise geratenen Wirtschaftsstandort Deutschland wäre das eine Katastrophe. In der Bevölkerung ist daher die Angst vor Leistungskürzungen weit verbreitet.
Deutschland und die Welt
Die meisten Staaten auf der Welt sind keine Demokratien oder in immer mehr Staaten wandeln sich die politischen Strukturen von der Demokratie zur Autokratie. Das hat Konsequenzen für unsere Beziehung zu anderen Staaten, aber auch für das, was auf unseren Straßen als „Meinungsäußerung“ geschieht. Viele Bundesbürger haben daher Angst vor politischem Extremismus, sei es von Rechts, Links oder von Seiten des islamistischen Terrors. Aber auch unter uns Deutschen scheint die Bereitschaft für autoritäre Führung zuzunehmen. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für einen stabilen Staat und eine sichere Zukunft.
Einsicht und Konsequenz
Wir müssen wohl zur Kenntnis nehmen, dass es vermutlich viele Jahre dauern wird, bis unsere materielle Basis sich erholt haben wird. Bis dahin werden wir alle viele Opfer bringen müssen. Und wir müssen uns auch endlich davon verabschieden, dass der „abstrakte“ Staat, also die staatlichen Institutionen, dafür verantwortlich ist, dass es uns gut geht. Letztlich gibt es diesen Funktions-Staat nämlich gar nicht. Der tatsächliche Staat ist nämlich nur die Summe aller Bürger. Und als solche müssen wir uns alle selbst um unser Wohlergehen bemühen. Das ist ähnlich wie mit der Demokratie. Es gibt sie nicht zu kaufen und sie lässt sich nicht verordnen. Sie lebt allein dadurch und davon, dass wir alle mitmachen. Auf geht´s!
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